Das Schreiben dieses Jahresrückblicks war für mich herausfordernd und beglückend zugleich. Was schreibe ich hier, in meinem ersten Blog-Artikel, damit es "die Welt" interessiert? Das war die größte Herausforderung. Persönliche Erlebnisse sollen es sein, die hoffentlich auch für dich interessant sind.

Vielleicht lassen sie dich schmunzeln oder sie liefern dir Denkanstöße für dein eigenes Leben. Denn bei aller Individualität gibt es viele Themen, die uns in ähnlichem Lebensalter ähnlich beschäftigen. Wertschätzender Austausch bringt uns hier weiter. Diese Diskussionen möchte ich anstoßen.

Wow - so viele kleine und große, innere und äußere Veränderungen habe ich 2022 gemeistert. Das war das beglückende Gefühl, nach dieser Rückschau im Dezember 2022. In den Monaten davor hat es sich manchmal wie "Waschmaschine im Schleudergang" angefühlt. Auch angesichts der vielen Krisen, die uns alle beschäftigen, allen voran Krieg in Europa mit all seinen Folgen, Energie- und Klimakrise.

Die gemeisterten Herausforderungen, die überraschenden Erkenntnisse und viele Glücksmomente bilden mein persönliches Feuerwerk der Veränderungen 2022.

Ich wünsche dir viel Spaß und die ein oder andere Inspiration beim Lesen!

Über Kommentare und Feedback freue ich mich hier.

Inhalt

Raum schaffen für Neues - wie ich meinen Kleiderschrank und damit auch ein bisschen mein Leben entrümpelt habe

Das Jahr 2022 begann mit der Feststellung: Mein Alltag hatte sich im letzten Jahr grundlegend verändert, aber mein Kleiderschrank war der gleiche geblieben. Das war sicherlich nicht das Allerentscheidendste in meinem Leben. Aber es nervte und sollte sich ändern.

Das neue Jahr startete also mit einem Kleider-Gebirge im Schlafzimmer. Denn frei nach Marie Kondo habe ich den kompletten Kleiderschrank ausgeräumt. Und dann durfte nur das wieder hinein, "that sparks joy for you".

So entstanden drei Stapel:

  • Eindeutige Funken-Versprüher - klare Sache! - wanderten schnell zurück in den Schrank.
  • Eindeutig Ausgedientes - auch relativ klar - wurde in Taschen verpackt für den Transport zur lokalen Kleiderspende.
  • Übriggebliebenes - überhaupt nicht eindeutig! - wurde ebenfalls in Taschen verpackt und landete GANZ UNTEN und GANZ HINTEN im Kleiderschrank.

Schnell wurde mir dann aber klar, obwohl jetzt fast unsichtbar, störten diese "weder-noch" Klamotten mein anfangs gutes Aufräum-Ausmist-Gefühl nachhaltig. Und sie verstopften damit gefühlt meinen Weg in eine Zukunft voller Kleiderschrank-"joy". Was tun?

Wenn du alleine nicht weiterkommst, organisiere dir Unterstützung - das beherzige ich seit ein paar Jahren ziemlich konsequent. Und so buchte ich im Frühjahr einen halben Tag bei Yvonne, Mode-Designerin, Schneiderin und sehr empathische Kleiderschrank-Versteherin. Sie kam zu mir und meinem Kleiderschrank und hat mich mit viel Sachkompetenz und noch mehr Einfühlungsvermögen beim Sortieren meiner Kleiderfraktion "Übriggebliebenes" an die Hand genommen.

Nach rund drei emotional aufwühlenden Stunden erreichten wir tatsächlich den Durchbruch beim Kleiderstau:

  • Was die EXPERTIN als nicht mehr tragbar empfahl, landete in der "Spenden"-Tasche.
  • Etwa ein Dutzend Stücke nahm sie mit, um sie so umzuschneidern, damit wieder Lieblingsstücke daraus werden durften.
  • Ich habe viele Tipps bekommen, wie ich Vorhandenes neu kombinieren und so neue Looks kreieren kann.

Das alles brachte Klarheit in meinen Kleiderschrank und lies Experimentierfreude keimen bezüglich seines Inhalts.

Mein Kleiderschrank sprüht jetzt jeden Morgen Gute-Laune-"sparks of joy" und es tut bis heute gut, Altes konsequent abgegeben zu haben.

Fazit: Äußere Veränderungen katalysieren innere. Anders ausgedrückt: Wenn äußere Veränderungen schwerfallen, dann steckt oft eine innere Blockade dahinter. Hier lohnt es sich, auf die Suche zu gehen.

Traue ich mich, so viel Rot auf einmal zu tragen? Meine Kleiderschrankberaterin empfiehlt mehr Mut beim Kombinieren.

Up-cycling im Kleiderschrank: Dies war einmal ein Schal, den ich nicht getragen habe. Jetzt ist es ein Rock, der das Zeug zum Lieblingsstück hat.

Mein Start als Ruhestands-Coachin - wenn zusammenkommt, was zusammengehört

Die Idee, als Ruhestands-Coachin zu arbeiten, entstand Anfang 2022. Wesentliche Impulse dazu kamen von Kundinnen, die ein Coaching mit der Neuro-Agility-Toolbox bei mir gebucht hatten.

Dieses online-Programm trainiert ein agiles Mindset. Es basiert auf Forschungsergebnissen der Neurobiologie und Verhaltenspsychologie. Ursprünglich habe ich es für Transformationsprozesse im Beruf entwickelt. Da wir bekanntlich nur ein Gehirn haben, das auch für privaten Change zuständig ist, bringt die Neuro-Agility-Toolbox automatisch auch jede Menge Vorteile für private Transformationen.

Anfang 2022 kamen also Frauen ins Coaching zu dieser Toolbox, die eine riesige Veränderung kurz vor sich oder gerade hinter sich hatten: den Übergang in den sogenannten Ruhestand. So wurde ich - fast über Nacht - zur Ruhestands-Coachin.

Das Ganze hat mir riesigen Spaß gemacht und die Kundinnen waren sehr zufrieden. So entstand die neue Business-Idee. Im Nachhinein denke ich: Hier kam zusammen, was zusammengehört. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe:

  • Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Strategieentwicklung, erst für das eigene Unternehmen, dann als selbstständige Strategie-Coachin. Bei letzterem dreht es meist um Unternehmen, aber auch um persönliche Strategien, beispielsweise für die eigene Karriere, für Bewerbungs- oder Onboarding-Prozesse. Da es beim Übergang in einen aktiven Ruhestand fast immer darum geht, eine neue, sinnstiftenden Aufgabe zu finden, hat Coaching hier ganz viel mit Strategieentwicklung zu tun. Damit kann ich als Ruhestands-Coachin auf meine Erfahrungen als Strategie-Coachin zurückgreifen. Für meine Kundinnen ist dies meist eine spannende, neue Perspektive, die kreative Lösungen hervorbringt.
  • Als ich mit 57 Jahren mein Berufsleben von Grund auf verändert habe, habe ich am eigenen Leib erlebt, was es heißt, ganz neu zu beginnen. Ohne bisheriges Netzwerk und gegen so manche gesellschaftliche Konvention. Ich habe meinen Neuanfang froh und selbstbestimmt vollzogen und ihn keine Sekunde bereut. Aber manche Hürde, die ich dabei meistern musste, habe ich zunächst unterschätzt. Und so kann ich heute gut nachvollziehen, was es heißt, in fortgeschrittenem Alter alle Zelte abzubrechen und sich selbst noch einmal neu zu erfinden - genau vor dieser Aufgabe stehen die Frauen, die sich an mich wenden.

Die berufliche Neuorientierung war die größte Veränderung in meinem Leben in 2022, die längst noch nicht abgeschlossen ist. Es wird hier sicher auch im nächsten Jahr noch viel Entwicklung und Veränderung geben. Ich freue mich darauf!

Der Start meiner Selbständigkeit als Coachin fiel mitten in die Pandemie. So wurde aus der Not eine Tugend: ich coache heute aus zwei Gründen leidenschaftlich gerne online: Der Organisationsaufwand für meine Kundinnen und mich ist minimal. Und ich nutze Visualisierungstechniken, die digital mehr Möglichkeiten bieten als in Präsenz.

Eine ärgerliche Absage - wie auch eine kleine Krise zur Chance werden kann...

... und damit nach einer Kleiderschrank- auch eine Frisör-Geschichte hier ihre Existenzberechtigung findet.

Ich bin eine sehr treue Kundin, wenn ich mit einer Dienstleistung zufrieden bin. Folglich war ich über 10 Jahre lang beim gleichen Friseur. Nicht nur im gleichen Laden, sondern bei dem gleichen jungen Mann, der anfangs Geselle, dann irgendwann Friseurmeister war - in einem der angesagtesten Salons der Stadt.

Der Mann ist gut. Das hatte aber leider auch zur Folge, dass ich meine Termine mindestens 6 Wochen im Voraus vereinbaren musste. Das war manchmal richtig schwierig, vor allem, als ich noch Geschäftsführerin eines Bildungsdienstleisters und 3 bis 5 Tage pro Woche unterwegs war. Aber was tut frau nicht alles fürs Wohlbefinden: Geschäftstermine um Friseurtermine herumplanen, weil sicher war, dass ich bei Absage eines Termins keinen zeitnahen zweiten bekommen würde.

Dann kam der Tag, als der Friseur meines Vertrauens mir am Tag vor unserem Date im Salon absagte. Ersatztermin: zwei Wochen vor meinem nächsten Termin, der schon vereinbart war. Bei einem Kurzhaarschnitt war das absolut keine Option.

Wütend aber doch auch mit einigem Wehmut und einer großen Portion Skepsis ("Finde ich jemals wieder einen Menschen, der mit meinen dicken, störrischen Haaren auch nur annähernd klarkommt???") kündigte ich meine Friseurbeziehung und machte mich auf die Suche nach jemandem, der oder die meine Haare gut schneiden konnte UND - beschlossenermaßen jetzt genauso wichtig - bei dem oder der ich innerhalb kurzer Zeit einen Termin bekam.

Was in meinem Kopf als gigantisches Projekt (=neue:n Frisör:in finden) herumspukte, löste sich sehr schnell in Wohlgefallen auf. Ich bin in einem kleinen Salon gelandet, in dem zwei gleichermaßen herzliche wie kompetente Frauen eine Atmosphäre schaffen, die mich ein bisschen an den Film "Steel Magnolias" erinnert. Eine der beiden schneidet meine Haare mindestens genauso gut wie mein Ex-Friseur und ich bekomme fast immer meinen Wunschtermin innerhalb weniger Tage.

Es bleiben die Fragen: Warum habe ich mir meine Friseur-Welt jahrelang kompliziert gemacht? Warum waren Friseur-Termine ein blinder Fleck für meine sonst ganz passablen Projekt-Management-Fähigkeiten? Und wo gibt es vielleicht mehr davon in meinem Leben? Mal schauen, wo ich noch so fündig werde...

Mit dem Friseur:innen-Wechsel bin ich auch in Sachen Haare experimentierfreudiger geworden. (Passt zum Kleiderschrank, siehe oben.) Also nicht wundern, wenn ich mal so und dann wieder anders erscheine...

"Changing Future" - warum ich eine Städtetour nach Venedig wider Erwarten genossen habe

Ich mag keine Städtereisen. Wenn ich mich erholen möchte, fahre ich am liebsten in die Berge, je einsamer, desto besser (siehe unten). Stundenlange Wandertouren, bei denen ich nur eine Handvoll Menschen treffe, sind meine Passion.

Aus diesem Grund hatte mein Mann einen schweren Stand beim Versuch, mich nach Venedig mitzunehmen. Er ist beruflich regelmäßig in Padua, besucht Venedig häufig und schwärmte mir seit Jahren vor, wie einzigartig und unbedingt sehenswert die Lagunenstadt sei.

Im Mai war es dann so weit. Mit einem im Vergleich zu den Vorjahren recht luftigen Terminkalender gab es keine Ausrede mehr und durchaus auch eine aufkeimende Neugier, Venedig kennenzulernen. Vieleicht ein Fall von: Große Lebensveränderungen fordern Flexibilität und erzeugen sie auch, selbst wenn es um Präferenzen bei Urlaubszielen geht.

Drei Tage Venedig, so der Plan. Da es vom heimischen Schreibtisch aus unmöglich war, einen Nachtzug zu buchen (kein Scherz, und ich kenne mich als ehemalige BahnCard 100-Vielfahrerin bestens aus, dachte ich...), nahmen wir einen dieser hellgrünen Busse nach Venedig. Fliegen wollten wir auf dieser Strecke nicht.

Es gab übrigens nette Nebeneffekte bei dieser zugegebenermaßen leicht strapaziösen Nachtfahrt. Erstens fühlten wir uns zurückversetzt in Zeiten, in denen wir mit knappem Budget eher abenteuerlich unterwegs waren. Und zweitens wurden wir von ebenfalls betagteren Freunden und Bekannten offen bewundert, dass wir uns ins Nachtbus-Abenteuer stürzen. Die Bewunderung war nicht entscheidend, aber die Diskussionen "Wie viel Komfort kann oder will ich fürs Klima opfern?", habe ich gerne angestoßen.

Die Fahrt war okay, Venedig tatsächlich traumhaft schön - Leben wie in einer längst vergangenen Welt. Wir hatten das Glück, dass die Touristenströme pandemiebedingt noch nicht wieder auf die üblichen Werte angeschwollen waren.

Ich möchte hier auch zu Protokoll geben, dass es großartig war, einen privaten, hochkompetenten Touristinnenführer zu haben. Ich musste mich um nichts kümmern und durfte mich in der bunten Lagunenwelt treiben lassen. So könnten mir Städtetouren in Zukunft vielleicht gefallen...

Kuriose Bilder, die den Spagat zwischen alter und neuer Welt gezeigt haben: DHL-Paketzustellung (inkl. Waschmaschine und Kühlschrank) sowie Feuerwehreinsatz mit kleinen Booten auf den engen Wasserstraßen. Irgendwie hat's inmitten des Trubels funktioniert - weil die Akteure sichtlich Übung damit hatten.

Mein größter musealer Genuss: die Peggy Guggenheim Collection im Palazzo Venier dei Leoni am Canale Grande. Dort erinnerte mich ein beleuchteter Schriftzug von Maurizio Nannucci aus dem Jahr 2003, warum ich jetzt endlich doch nach Venedig gekommen bin:

Changing Place, Changing Time, Changing Thoughts, Changing Future.

Dieser Schriftzug empfängt die Besucher:innen des Palazzo Venier dei Leoni in Venedig, der die Peggy Guggenheim Collection beherbergt. Palast und Kunstausstellung gehörten zu den Highlights meines Besuchs in der Lagunenstadt.

Dank privatem Touristinnenführer durfte ich mich durch die bunte Lagunenwelt unbekümmert treiben lassen. Und bin inzwischen überzeugt: Venedig ist eine Reise wert. Wahrscheinlich auch zwei.

Mit Frauen netzwerken - wie mich der Women's Hub Day überrascht hat

Im Mai 2022 rappelte es im Karton: Nach Monaten ausschließlichen online-Arbeitens, wollte ich beruflich wieder unter Menschen kommen. Am besten unter viele und nach Möglichkeit unter Frauen. Spaß und gute Laune sollte auch dabei sein.

Der entscheidende Tipp kam dann kurioserweise von einem Mann: Ein Kollege hatte von einem Frauen-Netzwerk gehört, das anders sei. Genaues wisse er nicht. Aber vielleicht könne das für mich passen.

So bin ich das erste Mal auf den Internetseiten des Women's Hub gelandet. Dahinter verbirgt sich nach eigener Darstellung "eine Community von Frauen, die die Welt verändern wollen, damit bei sich selbst anfangen und sich gegenseitig darin unterstützen". 

Mein Gedanke, nachdem ich den Internetauftritt mit vielen ansprechenden Fotos eingehend studiert hatte: Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Ein fröhliches, junges Business-Netzwerk für Frauen, die ihre Berufsträume leben und die gegenseitige Unterstützung dabei in den Mittelpunkt stellen. Das hatte ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit schon ganz anders erlebt...

Es gab nur eine Möglichkeit, die Realität zu testen: real ins Netzwerk eintauchen. So meldete ich mich kurzentschlossen zu einem Women's Hub Day in Hamburg an, der im Juni stattfand.

Dieser Tag wurde dann zu einem Highlight für mich in 2022. Ich habe tatsächlich viele spannende Frauen kennengelernt, es gab Spiel, Spaß, auch zu Tränen rührende Momente in einer Business Community, die an diesem Tag tatsächlich gelebt hat, was das Netzwerk verspricht: sich selbst ändern wollen und andere bei ihrer Veränderung unterstützen. In dieser Reihenfolge.

Als besonders erfrischend empfand ich, dass die Teilnehmerinnen aus allen Altersgruppen kamen. Das ergab einen wunderbaren Mix mit lebendigem, fröhlichem und produktivem Austausch.

Mein Ausbruch aus meinem Homeoffice für einen Tag war also ein voller Erfolg. Leider ist das Netzwerk nur in Hamburg, München und Zürich aktiv. Aber es gibt auch eine online-Community-WG; im Moment denke ich darüber nach, dort einzuziehen.

Check-in beim Women's Hub Day im Juni in Hamburg. Mich hat die Kombination aus Professionalität mit Spontanität und Leichtigkeit beeindruckt, die ich so zuvor in Frauen-Netzwerken noch nie erlebt hatte.

Frau Hänsler goes YouTube - wie ich mich dabei selbst überlistet habe

Mit einer neuen Geschäftsidee durchzustarten, ist nicht einfach. Zumal wenn es um Coaching - also persönliche Interaktion - geht, in einer Zeit, in der persönliche Kontakte immer wieder schwierig waren. Marketing läuft dann vor allem übers Internet. Aber wer bucht mich, wenn er oder sie mich nicht persönlich kennt?

Die neue Homepage stand. Jetzt mussten Videos her, damit potenzielle Kundinnen eine erste Chance bekommen, zu sehen und zu hören, "wer und wie ich so bin". Nachdem zwei Versuche gescheitert waren, nahm ich an einem Challenge von Beatrice Madach teil. Unter dem Motto "Zeig dich!" sollte ein erstes Experten-Video in fünf Tagen entstehen. Das klappte tatsächlich - mit so viel schwungvollem Tempo, Spiel und Spaß, dass frau dabei völlig vergaß, vor der Kamera nervös und aufgeregt zu sein.

Vor allem die Lichttechnik ließ sich aber nicht mit Leichtigkeit und guter Laune überlisten. Die bezwang ich dann in Beatrice' siebenwöchiger Video School. Hier bekam ich die Unterstützung nicht nur der Expertin, sondern auch von rund drei Dutzend Teilnehmer:innen, die mit kollegialem Feedback unermüdlich motivierten.

In Woche 5 stand dann das Einrichten eines YouTube Kanals auf dem Stundenplan. Und auch da war ich so im Flow, dass ich ganz vergass, dass ich eigentlich NIEMALS auf YouTube gehen wollten.

Was soll ich sagen.... Der Kanal steht, jetzt will er gefüllt werden. Und ganz ehrlich: Das Drehen macht Spaß, auch wenn die Licht-Technik nach wie vor - je nach Wetter - zickt. Der Plan ist, ab nächstem Jahr in jeder zweiten Woche ein Video zu veröffentlichen.

Je mehr Menschen dies hier lesen, je höher wird der (positiv motivierende) Druck, dies auch tatsächlich zu tun.

So sah das Setting für mein erstes Expertinnen-Video aus. Der Spaß am Video-Challenge hat damals jegliches Lampenfieber vertrieben. Leider nicht dauerhaft.

Auszeit in den Bergen - wie ich jedes Jahr meine Akkus auflade

Ich wünsche jedem Menschen einen Ort, an der er oder sie regelmäßig zur Ruhe kommt, die Seele baumeln lassen und neue Kraft tanken kann. Für mich sind dies seit rund zwei Jahrzehnten die Südtiroler Berge. Genauer gesagt: das Ultental zwischen Meran und Bozen. Auch dieses Jahr habe ich dort wieder 4 Wochen verbracht.

Als Selbstständige ist dies möglich, wenn frau gut plant und mit den Jahren ein kleiner Teil des Lebensmittelpunktes sowieso an den Sommerurlaubsort abwandert. So hieß es auch dieses Jahr wieder eine Woche Business Constellations-Seminar in Schenna bei Meran, dann zwei Wochen Wandern mit Freunden und Familie sowie eine Woche Yoga-Retreat in meinem Lieblingstal.

Das Retreat habe ich mir dort lange Zeit gewünscht. Vor drei Jahren reichte dann ein kleiner Anschub, indem ich zwei Lieblingsmenschen - auswärtige Yoga-Lehrerin und einheimische Wanderführerin - zusammengebracht habe. Fast übernacht entstand das erste Angebot: eine Woche Yoga für Frauen auf einem ehemaligen Bergbauernhof. Da soll eine:r behaupten, Visualisierungen bringen nichts...

Wenn ich Menschen erzähle, dass ich seit zwei Jahrzehnten ins Ultental reise, ernte ich manchmal ungläubige bis mitleidige Blicke. Was ist mit Thailand, Bali oder Südamerika? Dann stelle ich regelmäßig fest, dass die Berge für mich längst nicht mehr nur Urlaubsort sondern zweite Heimat sind. Dort kenne ich viele Einheimische, es kommt zu echten Begegnungen mit Menschen und Natur.

Trotzdem reise ich auch an andere Orte, siehe zum Beispiel hier oder hier.

Aber die Auszeit in den Bergen ist bis auf Weiteres zentraler Bestandteil meines Lebens. Rückblickend habe ich dort in Ruhe die wichtigsten beruflichen Entscheidungen getroffen, auch die, die Geschäftsführung im eigenen Unternehmen Anfang 2020 nach 16 Jahren gegen eine neue Selbstständigkeit einzutauschen.

Die Weite über der Baumgrenze macht den Blick frei fürs Wesentliche im Leben. Und die Erfahrung, Gipfel, wie den Peilstein im Ultental, nach wie vor gut erreichen zu können, spornt an, auch zuhause möglichst viel für die körperliche Fitness zu tun.

Yoga in der Scheune eines ehemaligen Bergbauernhofs heißt, die Natur miteinzubeziehen. Das kann bedeuten, die Yogamatte auch mal mit drei Ameisen zu teilen. Das Foto entstand beim Einrichten des Raums vor Beginn unseres Retreats.

Mein Start als Food Saverin - wie ich selbst lebe, was ich meinen Kundinnen empfehle

Sein ein paar Wochen bin ich Food Saverin. Ganz legal rette ich Lebensmittel, organisiert über den gemeinnützigen, bundesweit tätigen Verein Foodsharing. Das Ziel der Umweltaktivisten: die Verschwendung von Lebensmitteln bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Wir retten und teilen, was kleinere Betriebe, beispielsweise Bäckereien, kleine Lebensmittelmärkte aber auch Kitas sonst wegwerfen würden. Die Food Saver behalten einen Teil der geretteten Nahrungsmittel selbst, der Rest wandert in öffentliche Verteilschränke.

Von Anfang an haben mich Organisation und Logistik der engagierten Lebensmittelretter beeindruckt. Vieles geschieht selbstorganisiert. Daneben gibt es aber ein exaktes Regelwerk, dessen Einhaltung die Grundlage dafür ist, dass Foodsharing den Betrieben, bei denen Lebensmittel gerettet werden, keine zusätzliche Arbeit bereitet. Dazu gehört absolute Pünktlichkeit bei den Abholterminen. Ich habe in den letzten drei Monaten kein einziges Mal erlebt, dass eine:r der Abholenden nicht exakt pünktlich war - vor dem Hintergrund meiner sonstigen Lebenserfahrung versetzt mich dies immer noch in Staunen...

Warum ich mich bei Foodsharing engagiere und was mir dabei wichtig ist?

  • Ich leiste einen praktischen Beitrag zur Beseitigung eines beachtlichen gesellschaftlichen Problems. Lebensmittelverschwendung gehört abgeschafft, wo immer dies möglich ist.
  • Dabei ist mir wichtig, dass ich nicht nur Lebensmittel für unseren Haushalt rette, sondern auch Aufgaben übernehme, die sicherstellen, dass möglichst viele Menschen versorgt werden. Ein Teil des Geldes, das ich durch Foodsharing beim Einkauf spare, spende ich für die Vereinsarbeit.
  • Der Hauptgewinn meines Engagements: Ich lerne viele Menschen kennen, mit denen es großen Spaß macht, zusammenzuarbeiten. Und es ergeben sich darüber hinaus auch Kontakte, die mein Leben bereichern.

Auch ich stand vor zwei Jahren vor einem Problem, das viele meiner Kundinnen kennen: Der Ausstieg aus meinem eigenen Unternehmen führte dazu, dass viele soziale Kontakte versiegten. Die Pandemie zwang mich damals außerdem zu 100 Prozent Home-Office. Anfänglich passte dies gut, um ein online Beratungs- und Coaching-Business aufzubauen. Aber sozial klafften immer größere Lücken. Und es war mein erklärtes Ziel, diese mit spannenden neuen Menschen und Aktivitäten zu füllen. Foodsharing spielt dabei inzwischen eine große Rolle.

Dabei lebe ich auch, was mir seit vielen Jahren ein wichtiges Lebensmotto ist, und das ich ALLEN Kundinnen empfehle: Suche dir mindestens ein Hobby, bei dem du Menschen kennenlernst, die höchstens halb so alt sind wie du. Das macht Spaß und hält jung auf vielen Ebenen.

Es ist wirklich verrückt, wie viele Lebensmittel Foodsharing e.V. vor der Mülltonne rettet. Nach eigenen Angaben waren das in den vergangenen 10 Jahren 83 Millionen
Kilogramm. Die beteiligten Betriebe bestellen die Food Saver, wenn die Lebensmittelmengen für die Tafel zu klein sind, Obst und Gemüse Druckstellen haben oder belegte Brötchen und Gebäck zeitnah verzehrt werden müssen.

Meditation in Bewegung - warum ich nach 30 Jahren wieder angefangen habe zu stricken

Ich kann gar nicht mehr genau nachvollziehen, warum ich im Frühjahr nach rund 30 Jahren Abstinenz das Bedürfnis hatte, zur Stricknadel zu greifen. Fest stand von Anfang an, dass es mir nicht um neue Pullis, Socken oder ähnliches ging, sondern um "Beschäftigung" mit den Händen, und zwar meditativ- monoton, (fast) überall und ohne größere Investition möglich. Also nicht Töpfern oder Holzschnitzen, sondern Stricken.

Kurz zuvor hatte ich angefangen, mich vermehrt über Audio, z.B. Hörbücher, zu bilden. Da erwies sich das Strickzeug auf dem Schoß als perfekte Ergänzung.

Aus der Vergangenheit wusste ich, dass ich keine Lust hatte, einen selbstgestrickten Pulli nach dem anderen anzuhäufen. Um den Output von vornherein zu minimieren, suchte ich deshalb möglichst komplizierte Projekte. Diese fand ich auf der weitgehend englischsprachigen Internetplattform Ravelry.

Zu Beginn lotste mich eine gute Freundin durch den Dschungel von mehr als 100.000 Strickanleitungen für Pullover und empfahl mir das Modell Ranunculus. Dazu gab es mehr als 16.000 dokumentierte Projekte, sprich gestrickte Pullis; dies schien mir eine Garantie dafür, dass die Anleitung funktionieren musste.

Sympathisch fand ich auch, dass ich weiß, wer Ranunculus erfunden hat: eine Japanerin, die in Norddeutschland lebt.

Die Anleitung hätte dann tatsächlich auf Japanisch sein können. Ich verstand fast gar nichts. Erstens, weil ich nicht wusste, was hinter den vielen Abkürzungen wie PSSO, YO oder 1/2 LC steckte. Nicht einmal die "German short row" war mir bekannt. Zweitens stieß ich auf zahlreiche Techniken, denen ich - trotz früherer Jahre intensiven Strickens - noch nie begegnet war.

Das Setting war also am Anfang so: Anleitung ausgedruckt auf dem Schreibtisch und YouTube auf einem Bildschirm vor mir. Zum Glück erkannte das Videoportal alle Abkürzungen schnell und zweifelsfrei - eine nach der anderen... Und ich hatte, was ich wollte: phasenweise extrem zeitintensives Projekt, dazwischen meditativ monotones Stricken glatt rechts.

Vier Pullover später bin ich wesentlich versierter. Ich genieße, dass ich bei teilweise flink klappernden Nadeln abschalten oder mich gut auf Audio-Input konzentrieren kann. Und solange ich für viele der Produkte glückliche Abnehmer finde, stimmt die Bilanz für mich.

Mein erstes Werk nach einer jahrzehntelangen Strick-Pause war in erster Linie eine Geduldsprobe. Zum Glück ließ sich die englische Anleitung mit vielen unbekannten Kürzeln mit YouTube knacken. Inzwischen weiß ich, was M1LP, Kfb & Co. bedeuten und kann auch ohne Internetanbindung stricken.

Meine Ayurveda Kur 2023 - wie ich präventiv für meine Gesundheit sorge

Seit meiner Zeit als Wissenschaftsjournalistin Anfang der 1990er Jahre, bin ich immer wieder mit Ayurveda - der Jahrtausende alten indischen Heilkunst - in Kontakt gekommen. Meine Eindrücke damals: faszinierend - auch für eine Naturwissenschaftlerin - aber sehr kompliziert und ziemlich zeitaufwändig.

Inzwischen erlebe ich das anders. Erstens gibt es heute auch in Deutschland wesentlich bessere Literatur und viel mehr Ärzt:innen und Therapeut:innen, die den Zugang zu der für mich teilweise immer noch recht exotisch wirkenden Heilkunst erleichtern. Und zweitens bin ich älter geworden und habe verstanden, dass Gesundheit nicht vom Himmel fällt und dass es sich lohnt, dafür Zeit zu investieren - am besten ganzheitlich. Und da bietet mir Ayurveda mehr als die Schulmedizin.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Auch ich wende mich an Schulmedinziner:innen, wenn es mir nötig erscheint.

Aber Ayurveda habe ich schätzen gelernt, weil es für mich den Begriff Gesundheit vom Kopf auf die Füße stellt. Ich kann damit präventiv dafür sorgen, dass ich gesund bleibe. Dafür bin ich vor allem selbst verantwortlich. Nicht der Arzt im weißen Kittel oder die grünen oder gelben Pillen der Pharmaindustrie.

Verantwortung übernehmen für das eigene Leben und damit auch für die eigene Gesundheit - darum geht es meist auch in meinen Ruhestands-Coachings. Für mich ist dies DER zentrale Hebel für eine glückliche und aktive dritte Lebensphase.

Für mich selbst heißt das in 2023: Mein ultimativer, persönlicher Ayurveda-Test muss her! Und zwar kein Wellness-Ayurveda (auch schön!), sondern eine mehrwöchige Panchakarma-Kur in Südindien. Diese ist für Ende 2023 gebucht, in einer kleinen Klinik, ohne Schnick-Schnack, "the real deal" und mit möglichst viel Kontakt zur lokalen Bevölkerung. Netterweise reise ich mit Yoga-Freundinnen, die ähnlich alt sind wie ich und ebenfalls beschlossen haben, präventiv für Gesundheit zu sorgen, bevor es große Baustellen zu behandeln gibt.

Nach Ayurveda bin ich vor allem selbst für meine Gesundheit verantwortlich. Ein wesentlicher Hebel ist dabei die Ernährung. Mir macht vor allem das Experimentieren mit indischen und anderen Gewürzen großen Spaß.

Über Kommentare und Feedback freue ich mich hier.

Jetzt wünsche ich dir ein gesundes und glückliches 2023! Voller Lebensfreude und vielen positiven Veränderungen, die dein Leben bereichern.

Ute

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Über die Autorin

Als Ruhestands-Coachin unterstützt Ute Hänsler Frauen, nicht ins Ruhestands-Loch zu fallen, sondern mit Sinn und Lebensfreude durchzustarten. Sie weiß, wovon sie spricht: Mit knapp 60 Jahren hat sie sich selbst in ein neues berufliches Abenteuer gestürzt - wild entschlossen, damit wider vieler gesellschaftlicher Normen mindestens die nächsten 20 Jahre glücklich zu sein.